Heute war mir den ganzen Tag ein wenig feierlich zumute.
Am 18. Oktober 2002, also auf den Tag genau vor 10 Jahren, hatte ich an der
Universität des Saarlandes mein Promotionskolloquium. Dieser Tag wird mir
sicherlich auf ewig in lebendiger Erinnerung bleiben, aber weniger wegen des
erfolgreichen Abschlusses meiner Arbeit, als viel mehr wegen der wunderbaren
menschlichen Erfahrungen.
Die Veranstaltung war öffentlich, und viele Freunde und
Bekannte, liebe Weggefährten aus meiner Heimatpfarrei und fast die ganze
katholische Jugend Kajuwadifri waren der Einladung gefolgt. Am Tag vorher bin
ich vor Aufregung um ein Haar gestorben, und wenn es mir ohne große
Peinlichkeit möglich gewesen wäre, die ganze Geschichte einfach abzublasen und
mich heimlich aus dem Staub zu machen, hätte ich diese Gelegenheit ganz sicher
beim Schopf gepackt. Doch an Rückzieher war nicht mehr zu denken, da gab es nur
noch Augen zu und durch!
Wie nie zuvor spürte ich an diesem Tag die Kraft, mit der
eine Gemeinschaft der "Heiligen" den Rücken stärken kann. Am Morgen
feierten wir noch zusammen die Messe zum Fest des Hl. Lukas, der ja
passenderweise der Legende nach Arzt gewesen ist. Nachdem dort nochmal extra um seine Fürsprache und den Heiligen Geist gebetet wurde, machte ich mich dann am frühen Nachmittag auf
den Weg in Richtung Uni. Als ich zu Beginn des Kolloquiums mit zitternden Knien
den Hörsaal betrat und hinter den vier Prüfern (die natürlich in der ersten
Reihe saßen) im Publikum all meine mitfiebernden und daumendrückenden Lieben
inklusive dreier Priester als "Notfallseelsorger" sah, da war es, als
hätte in meinem Innern jemand den Nervositätsschalter einfach umgelegt, und mir
wurde so warm ums Herz, dass ich für kurze Zeit tatsächlich vergaß, dass es da
ja noch sowas wie eine zu bestehende Prüfung gab. Mir war klar: wenn die ganze
Sache in die Hose gehen würde, dann wäre in den Augen meiner Freunde nicht ich
die Blöde, sondern die Prüfer in der ersten Reihe wären die Gemeinen. Ob das rechtens
wäre oder nicht, war mir zu diesem Zeitpunkt zugegebenermaßen völlig egal. Und
ich musste in mich hineingrinsen bei dem Gedanken, wie die wütende Wadgasser
Meute den Ärmsten wohl den Hals umdrehen würde, für den Fall, dass sie mich mit
fiesen, unbeantwortbaren Fragen piesacken. Die nächsten 90 Minuten erlebte ich
im wahrsten Sinne seelenruhig und geistes-gegenwärtig, und nicht nur das - die ganze Aktion
bereitete mir richtig Vergnügen.
An dieses große Erlebnis musste ich heute natürlich
besonders denken, aber anscheinend nicht nur ich - so habe ich mich heute Abend
einfach riesig gefreut, als ich eine Mail von meinem guten alten Doktorvater im
Postfach hatte, der sich nach langer Zeit wieder einmal bei mir gemeldet hat,
um mir zum 10jährigen zu gratulieren.
Manchmal, da ist das Leben einfach nur schön!
Sr. M. Ursula
Das Leben ist schön....und Sie sind eine ganz wunderbare, herzliche Frau, Sr. Ursula, ich kann gut nachvollziehen, dass die vielen "Beistände" mit zu Ihrer Prüfung kamen. Sie haben sich den Erfolg wirklich verdient und ich gönne Ihnen das von Herzen. Wie toll ist es, dass Ihnen der Erfolg nicht zu Kopf gestiegen ist.
AntwortenLöschenGemeinschaft kann wirklich stärken! Ich hoffe, dass das immer mehr Menschen begreifen und andere selbstlos unterstützen und irgendwann selbst einmal Unterstützung und Hilfe von anderen erfahren.
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