Freitag, 5. Oktober 2012

Entgelt bezahlt!

Es war - im wahrsten Sinne des Wortes - nur ein winzig kleiner Augenblick heute Morgen in der Hl. Messe, aber er traf mich mitten ins Herz. Als ich vor den Laudes mein Gebetbuch aus dem Regal holte, entdeckte ich darin ein kleines Briefchen unserer Priorin Sr. M. Veneranda, die mich darum bat, als Lektorin in der Messe zwei Fürbitten einzufügen: Eine für Sr. M. Raphaelis, die heute nach einer längeren Zeit im Mutterhaus wieder in ihren Konvent nach Berlin-Schöneberg zurückkehrt, und eine für Sr. M. Scholastika und Herrn Grunau, die in den letzten drei Wochen unsere Konvente in Bolivien besucht haben und heute von Santa Cruz aus mit einem 24stündigen Zwischenstopp in Sao Paulo die Heimreise antreten.

Als ich nun die beiden Fürbitten gebetet hatte und das kleine Zettelchen wieder zusammenfaltete, musste ich ziemlich schmunzeln, als ich auf der Rückseite groß und deutlich geschrieben den Vermerk "Entgelt bezahlt" entdeckte (es handelte sich nämlich nebenbei bemerkt um im Kloster ubiquitär vorhandenes "Schmierpapier").

Einleuchtender hätte dieser Moment nicht sein können. Mir wurde einerseits wieder einmal bewusst, dass wir in unserem Leben zwar für Vieles teuer bezahlen müssen, wir uns aber das wirklich Wesentliche mit keinem Geld der Welt erkaufen können. Liebe, Freude, Geduld, gelingende Beziehungen genauso wie psychische und physische Gesundheit sind gegen bare Münze nicht zu haben. So erkannte schon vor langer Zeit der Psalmist:

Loskaufen kann doch keiner den andern
noch an Gott für ihn ein Sühnegeld zahlen
- für das Leben ist jeder Kaufpreis zu hoch,
für immer muss man davon abstehn -,
damit er auf ewig weiterlebt
und niemals das Grab schaut.                                                             (aus Psalm 49)


Und doch sind wir - so unser Glaube - durch Christi Blut "erkauft" (vgl. 1 Kor 7,23), und diese Wirklichkeit feiern wir nicht nur an Herz-Jesu-Freitagen wie heute, sondern im Grunde das ganze Jahr hindurch in jeder Eucharistiefeier. Gott selbst hat für uns in Jesus Christus den Kaufpreis bezahlt, damit wir auf ewig weiterleben und niemals das Grab schauen. Unser Leben ist in Seinen Augen so wertvoll, dass er selbst sich ganz für uns hingegeben, sein Blut vergossen hat, um uns zu offenbaren, dass Seine Liebe auch vor dem Tod nicht halt macht.  Dass unsere letzte Bestimmung nicht Verderben und Vernichtung, sondern Leben in Fülle ist. Wie schön, wenn manchmal kleine "Blitzlichter" im Alltag manchmal dabei helfen, sich solch große Wahrheiten wieder neu zu vergegenwärtigen J

Und so wünschen wir unserer kostbaren Sr. M. Raphaelis nun einen gesegneten "Wiedereinstieg" in Berlin, unserer teuren Generalpriorin Sr. M. Scholastika und dem wertvollen Herrn Grunau nun einen guten Flug und freuen uns jetzt schon riesig auf das große Wiedersehen am Sonntagmorgen.

Sr. M. Ursula

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