Vor kurzem hat ja Sr. Kerstin-Marie bereits ausführlich etwas dazu geschrieben, was uns so alles widerfährt, wenn wir im Ordenskleid unterwegs sind. Es geht mir ähnlich - auch mir fällt es nicht in jeder Situation leicht, bereits auf 100 m Entfernung als "Nonne" erkennbar zu sein, und doch wurden mir genau durch diese Erkennbarkeit in den vergangenen Jahren immer wieder wunderbare Begegnungen und Gespräche geschenkt. Zuletzt in meinem Heimaturlaub vor 14 Tagen, als ich eine Geschichte erlebte, über die ich mich bis heute noch nicht aufgehört habe zu freuen. Vom schönen Saarland aus machte ich einen Abstecher über die französische Grenze nach Metz, um dort die Kathedrale zu besichtigen. Zunächst einmal musste ich schmunzeln - als ich dort das letzte Mal war, habe ich weder viel über den Dominikanerorden gewusst, geschweige denn geahnt, dass ich in diesem netten Verein einmal "landen" würde. So war mir natürlich bei meinem letzten Besuch auch nicht aufgefallen, dass man unmittelbar neben dem Hauptportal von einem riesigen Dominikus-Fenster begrüßt wird, oder dass unser bekannter dominikanischer Mitbruder Lacordaire im 19. Jhd. auf der dortigen Kanzel gepredigt hat. Auf jeden Fall war ich ganz und gar ergriffen von der wunderbaren Atmosphäre in diesem gepflegten Gotteshaus (von den Chagall-Fenstern natürlich ganz zu schweigen), als mich auf einmal von hinten eine Frau anstupste: "Madame, Madame!" Wild gestikulierend erklärte sie mir auf französisch, dass ich doch unbedingt mitkommen und die Krypta und die Schatzkammer anschauen sollte. Da der ganze Spaß aber einige Euro Eintritt kostete, zögerte ich und versuchte ihr mit meinen letzten Brocken französisch zu erklären, dass ich eigentlich nicht in die Krypta möchte. Aber sie ließ nicht locker, bat mich nochmal und sagte, es sei für mich auch umsonst, ich bräuchte keinen Eintritt zu bezahlen. Also ließ ich mich überreden, und war auch wirklich sehr beeindruckt von dem, was es dort unten alles zu sehen gab. Als ich wieder hinauf ging, dankte ich der guten Frau für den kostenlosen Einlass, woraufhin sie mir - wie einem kleinen Kind - sehr bedeutsam erklärte: "Also hören Sie mal, Sie sind Schwester, und das ist eine Kirche. Sie als Schwester sind doch in der Kirche zuhause, und zuhause bezahlt man keinen Eintritt - auch dann nicht, wenn man in den Keller geht!"
"Sie sind doch in der Kirche zuhause..." - ohne es zu wissen, hat die Gute damit etwas ausgesprochen und mir neu bewusst gemacht, was mir persönlich immer wieder zu Herzen geht. Egal in welcher Stadt oder in welchem Dorf ich mich gerade aufhalte, immer wenn ich die dortige Kirche besuche, oder aber einfach auf der Straße mit anderen Christen ins Gespräch komme, fühle ich mich tatsächlich zuhause. Richtig zuhause - und das oft mitten in der Fremde. Und auch wenn ich mich hier und dort zuweilen danach sehne, dass dieses große weltweite Zuhause ein wenig aufgeräumter und wohnlicher wird, dass dort nicht ganz soviel gestritten wird und man keine Angst vor Leichen im Keller zu haben braucht, so zählt es für mich dennoch zu den ganz großen Geschenken meines Lebens, dort beheimatet zu sein :-)
Sr. M. Ursula
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