Nightfever

Beim ersten Lesen mag man beim Titel "Nightfever" an Musik der 70er Jahre und Party denken, aber in verschiedenen Orten und Kirchen verbirgt sich, meistens einmal im Monat, etwas anderes dahinter. Aus dem Weltjugendtag in Köln 2005 entstanden, gibt es, zumindest im Kölner Dom, einmal im Monat die Gelegenheit, zum Gebet am Samstagabend in den Dom zu Nightfever zu kommen. Dazu werden die Passanten auf der Domplatte mit einer Kerze eingeladen, die man vor dem Allerheiligsten anzünden kann. Dort kann man auf Meditationsbänkchen oder Stühlen verweilen, es gibt Körbe, in denen ein Bibelwort zum Mitnehmen bereit liegt und eine Box, in die man sein Gebetsanliegen geben kann, dass dann im Kölner Karmel ins Gebet aufgenommen wird. Während des Abends gibt es Musik, mal von Solisten, mal von einem Chor, mal von der Orgel, die diejenigen helfen soll, die vielleicht keine Erfahrung mit der stillen Anbetung haben. Daneben gibt es eine Katechese und die ganze Zeit über die Möglichkeit, zu beichten.
Da ein Freund dort engagiert ist und ich schon länger vorhatte, auch einmal zu Nightfever zu gehen, habe ich mich gefreut, dass es am Samstag endlich klappte. Das Wetter war einmalig, die Domplatte noch voller Menschen, die offensichtlich aus den unterschiedlichsten Gründen dort waren und vor dem Dom traffen wir auf jenen Freund, der uns gleich mit in die Kirche nahm, wo wir unsere Kerzen vor der Monstranz anzündeten, um dann eine Zeit in der Anbetung zu sein. Da wir es eher gewohnt sind, dass während der Anbetung Stille ist - meist wird das Allerheiligste ausgesetzt und dann ist einfach eine Stunde lang quasi nichts, war es für mich ein bisschen ungewohnt, mich auf die Mitte dieses Abends zu konzentrieren, während gleichzeitig gesungen wurde und viele nach vorne kamen, um ebenfalls ihre Kerze anzuzünden, ein Bibelwort mitzunehmen oder ein Gebetsanliegen abzugeben. Spontan wurden wir eingeladen, im Chor mitzusingen, der eine Stunde lang für die musikalische Untermalung sorgte. Auch das ist Absicht, dass nicht vorgesehen ist, dass diejenigen, die kommen mitsingen. Bei aller Bewegung soll es so ruhig wie möglich bleiben. Vom Platz im Chor hatte ich eine gute Gelegenheit, ein bisschen zu schauen. Interessant zu sehen, wer alles kam: Menschen mit ihren Einkaufstaschen, jemand, den ich spontan eher als gamescom-Besucher eingeordnet hätte (wobei wir wieder beim Thema vom letzten Post wären), der lange blieb, einige Schwestern verschiedener Gemeinschaften, WJT-Besucherinnen, Kinder und ältere Leute.
Anschließend gab es noch die Gelegenheit, hinter die Kulissen zu schauen und mit einigen ins Gespräch zu kommen, die bei Nightfever aktiv sind und - so klein ist die Welt - alte Bekannte aus meiner Zeit in Bad Neuenahr zu treffen.
Ich bin wirklich beeindruckt davon, mit wie viel Engagement jeden Monat im Dom dieser Gebetsabend angeboten wird. Sicher wird es viele Menschen geben, die einfach nur in den Dom kommen, weil sie die Kerze bekommen und die gar nicht so richtig wissen, was dieses goldene Teil da vor dem Schrein ist. So hörte ich, als ich am Rand stand mit, wie jemand, der gerade seine Kerze angezündet hatte und wieder auf dem Weg nach draußen war, flüsterte: "Ich glaube, das ist eine katholische Kirche hier." Und jemand anderes sagte: "Das ist alles so atmosphärisch, echt toll." Manche gehen vielleicht einfach wieder ihres Weges. Andrerseits standen mehrere Menschen an, die das Angebot zur Beichte wahrnehmen wollten und ein Priester erzählte, dass ein junger Mann, der einmal beim Nightfever bei ihm beichten war, jetzt in einem Kloster geistliche Begleitung in Anspruch nimmt und seinen Weg im Glauben sucht.
Ich glaube, neben den vielen guten Angeboten, die es in unserer Kirche gibt, ist auch das ein gutes Angebot, weil es so niederschwellig ist. Niemand wird zu irgendetwas verpflichtet, selbst, wenn man als Helfer dabei sein möchte, muss sich niemand binden, man kann selber sagen, wie man sich engagieren kann. Und das gleiche gilt für die, die kommen. Es ist in Ordnung, nur einen Blick in die Kirche zu werfen, man kann bleiben, man kann zur Katechese gehen, man kann beichten, muss dies alles aber nicht tun. Wirklich eine spannende Sache, die mich auf jeden Fall beeindruckt hat. Ich hoffe, dass ich es noch einmal schaffe, an einem solchen Samstagabend nach Köln zu kommen, ein bisschen zu schauen, zu verweilen, zu beten, vielleicht mitzusingen und interessante Menschen zu treffen, die sich auf unterschiedliche Weise hingezogen fühlen zu Jesus Christus.
Sr. Kerstin-Marie

Bildquelle: http://koeln.nightfever-online.de/?i=27/