Sonntag, 1. Juli 2012

Ich liebe es.

DAS ist Kloster Arenberg - so dachte ich am Donnerstagnachmittag, als wir in brütender Hitze die Einweihung unserer Klagemauer im Garten und des neu gestalteten Josefshofs feierten. Und vor lauter Dankbarkeit bekam ich richtig Gänsehaut. Hier die Vorgeschichte:

Entstehungsgeschichte Nr. 1: der Josefshof
Da lernt die Vorsitzende unseres Förder- und Freundeskreises vor drei Jahren in Aachen "durch Zufall" einen wunderbaren Steinmetz kennen. In einem äußerst inspirierenden Gespräch mit ihm kommt sie auf die Idee, dass es doch eigentlich toll wäre, in unseren Bibelgarten einen "Jakobsbrunnen" zu bauen - zumal der gute Mann sich gerade selbstständig gemacht hat und über einen solchen Auftrag sicher froh wäre. Also kam die Idee in die Kleingruppe (unser kleines aber feines Team, welches sich Monat für Monat zusammen setzt, um an unserem Konzept zu schärfen und ggf. neue Ideen aufzugreifen). Beim Nachdenken darüber wird der Kleingruppe mal wieder bewusst, dass der im Josefshof befindliche Bibelgarten wahrscheinlich selbst durch einen noch so tollen neuen Brunnen nicht so attraktiv werden würde, dass unsere Gäste diesen Ort gerne aufsuchen. Irgendwie ist dieser Hof zu diesem Zeitpunkt so ziemlich das hässlichste, was der Arenberg zu bieten hat, und mit seiner 70% Bepflasterung mit gelben Klinkersteinen ist der Ausdruck "Garten" schon einigermaßen übertrieben. Bevor hier also in einen Brunnenstein investiert wird, lohnt es sich, noch einmal ganz neu über die Gestalt dieses Hofes nachzudenken, der eingeschlossen wird von einem Flügel des Gästehauses, der Verwaltung, dem Chorgestühl und den Zellen der Schwestern und der Sakristei. Also irgendwie ein "Brennpunkt", der hier eine neue Gestalt bekommen soll. Wir holen uns - wie so oft - Hilfe von außen und nehmen eine Landschaftsarchitektin mit ins Boot, die mal ihre ganze Kreativität walten lassen soll, wie man aus diesem Hof, der Schwestern und Gästen zugänglich ist, irgendwas Schönes herausholen kann. Sie macht einen ersten Entwurf, der alle Beteiligten gleichermaßen elektrisiert, so dass wir von diesem Moment an geradezu wild drauf sind, dieser so lange mehr oder weniger brach gelegenen Fläche ein neues Gesicht zu verpassen. Einige Sitzungen später ist uns allen bewusst: nein, es wird kein Bibelgarten mehr, denn dafür ist der Hof einfach nicht groß genug. Und nein, dieser Hof soll auch nicht "verzweckt" werden, er soll schlicht und einfach zum Verweilen einladen und zum kreativen Gestalten anregen. Er soll eine Leichtigkeit bekommen und so etwas wie die "Spielwiese" von Kloster Arenberg werden. Ein Brunnen soll rein, das ist uns klar, und auf Anregung unseres Steinmetzes entscheiden wir uns auch noch für einen Summstein zum "Sinne-Schärfen" - beides übrigens finanziert durch unseren überaus engagierten Förder- und Freundeskreis. Eine gemütliche Pergola mit Sitzecke, eine Sandfläche und zwei Werktische - und fertig ist der Josefshof! 

Entstehungsgeschichte Nr. 2: die Klagemauer
Sr. M. Ursula schaut in ihrer Ausbildung zur Geistlichen Begleitung einen Film, der unter die Haut geht: "Die Bienenhüterin". Eine der Hauptpersonen in diesem Film ist eine überaus sensible Frau, die mit ihren beiden Schwestern unter einem Dach lebt, und sich das ganze Leid der Welt so zu Herzen nimmt, dass es sie zu erdrücken droht. Um der Armen ein "Ventil" zu schaffen, durch das sie ihren Kummer abfließen lassen kann, lassen ihre Schwestern ihr eine "Klagemauer" in den Garten bauen. Immer wenn sie von einem schlimmen Schicksal erfährt oder sich selbst verletzt fühlt, schreibt sie das Geschehnis oder den Namen der Person auf einen Zettel und legt diesen an der Klagemauer ab. Sr. M. Ursula ist so begeistert von diesem Film, dass er im Konvent angeschafft wird. Als der Noviziatskonvent ihn an einem Sonntagabend gemeinsam anschaut, meint Sr. M. Scholastika spontan: "So eine Klagemauer, das wär doch was Kloster Arenberg?". Also - der aufmerksame Leser ahnt es bereits - fließt auch diese Idee in die Kleingruppe, die sich die entsprechende Szene gemeinsam anschaut. Da wird auf plötzlich unser umweltliebender Geschäftsführer lebendig: "Eine Klagemauer? - das ist ne super Sache, ich will doch sowieso schon seit Jahren eine Trockenmauer in unserem Garten bauen lassen, das ließe sich doch prima verbinden!" Und da wir in seltenen Ausnahmefällen sogar auf Ideen unseres Geschäftsführers eingehen, war damit auch der Standort der neu zu bauenden Mauer auf den hinteren Teil unseres Klostergartens festgelegt, weil es nur dort so sonnig ist, dass sich künftig auch Amphibien in der Klagemauer wohlfühlen werden. Der Trockenmauerbauer (einer der wenigen, der diese Kunst heute noch beherrscht) war schnell gefunden und zauberte uns in die hinterste Ecke aus fast 1000 liebevollst aufeinander geschichteten Steinen ein echtes Schmuckstück von Mauer. Wie schön -  während der Bauzeit bekommen Schwestern, Gäste und Mitarbeiter von diesem guten Mann auch noch zahlreiche Impulse, die unter die Haut gehen und zum Nachdenken anregen. So zum Beispiel, dass jeder einzelne Stein absolut in sich ruhen muss, damit die Mauer auch ohne Mörtel Halt bekommt. Wenn einer wackelt, wird die ganze Mauer instabil. Und dass immer zwei Steine einen anderen tragen... So haben sich bereits vor der Fertigstellung der Klagemauer viele tiefgehende Gespräche entsponnen und den Baumeister hätten wir am liebsten gleich hier behalten.
"Dieser Ort wird geheiligt durch die Menschen, die mit ihren Sorgen und Nöten hierher kommen werden", so drückte es unser Kaplan Michael Toth während der Einweihungsfeier aus - für uns ist es eine große Freude, dass die "hinterste Ecke" unseres Klostergartens nun eine so gute neue Bestimmung gefunden hat und ganz nebenbei ein neues Biotop geschaffen wurde. 

Ja, das ist Kloster Arenberg. Für mich ist es einfach Tag für Tag ein Geschenk, hier in einem Team aus Schwestern und Mitarbeitern wirken zu dürfen, welches sich aus Menschen zusammensetzt, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Eben genauso verschieden wie die Steine der Trockenmauer, die trotz ihrer Verschiedenenheit ganz ohne Kitt ein stabiles Ganzes bilden. Wir machen uns die Zusammenarbeit nicht leicht, nicht selten müssen wir Projekte sogar eine längere Zeit ruhen lassen, wenn wir spüren, dass die Zeit dafür noch nicht reif ist oder wir noch nicht die richtigen Menschen gefunden haben, die mit uns diese oder jene Idee umsetzen können. Doch dann gibt es immer wieder die Momente des Durchbruchs, in denen uns allen auf einmal klar wird: DAS ist es. Und dann geht alles ganz schnell. Ich liebe es!
Sr. M. Ursula

P.S. Natürlich sind bei der Einweihungsfeier wieder einmal viele schöne Bilder entstanden, die wir Ihnen und Euch nicht vorenthalten wollen :-)

4 Kommentare:

  1. Boah jetzt hab ich Lust Sandkuchen zu backen.
    Freue mich schon auf meinen nächsten Besuch.

    Liebe Grüße
    Rabe

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  2. Wow das ist echt wunderschön geworden. Ein Grund bei Euch mal wieder Urlaub zu machen.

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  3. Habe gerade Nachtschicht und schaue in den PC, was so in Arenberg los ist. Und ich bin begeistert. Wie toll ist das alles geworden, .....superkalifragilistischexplialegetisch........ich freue mich schon darauf, alles bald persönlich in Augenschein nehmen zu können. Und wie wunderbar, dass ich schon die vielen Fotos sehen konnte. Die Anlage ist super schön geworden, und was mich auch sehr freut, dass die Menschen auf den Fotos einen so harmonischen Eindruck machen. Das Kloster scheint mir ein sehr angenehmer Arbeitgeber sein.
    In Gedanken bin ich immer mit dem Kloster und allen seinen Mitarbeitern verbunden.

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  4. So eine Mauer zu bauen, finde ich eine super Idee. Wenn ich allein in mich hineinhorche, dann könnte ich schon zig Zettel mit Klagen ausfüllen und in die Mauerritzen stopfen. Das ist eine gute Möglichkeit, Sorgen abzugeben und sich erleichtert zu fühlen, wenigstens ein bischen. Allein die symbolische Geste ist hilfreich.

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