Sommer ist Exerzitienzeit und so durfte ich in der vergangenen Woche meine jährlichen Exerzitien in Ilanz verbringen. Am ersten Abend stimmten uns unsere Begleiterinnen, Sr. Monika Hüppi aus Ilanz und Sr. Sabine Lustenberger aus Stans, mit den Worten aus dem Buch Exodus ein, die Gott zu Mose spricht. Und heiligen Boden betraten wir in diesen Tagen wirklich. Nicht nur, weil es so schön ist in Ilanz und der junge Rhein, die Berge und der Himmel einen hineinnehmen in die Schöpfung, sondern auch, weil viel passiert in solchen Exerzitientagen. Zum einen finde ich immer wieder erstaunlich, wie wichtig die Gruppe in diesen Tagen ist. Zwar schweigen wir die ganze Zeit und kennen uns zum größten Teil auch nicht, weil jedes Jahr größtenteils andere Frauen teilnehmen, aber es tut doch gut, sich in der Gruppe zu wissen und so gibt es immer wieder einen stillen Gruß, wenn man sich tagsüber über den Weg läuft und es ist gut, am Abend gemeinsam Gottesdienst zu feiern, gemeinsam zu meditieren und im Laufe der Zeit immer wieder die gleichen Mitglieder der Gruppe an den gleichen Plätzen zu treffen, weil Exerzitien auch sehr von immer gleichen Abläufen geprägt sind.
Zum anderen aber berühren mich immer wieder zwei Tatsachen: Immer ist der dritte Tag der Exerzitien ein besonderer Tag, ohne dass von außen etwas ersichtlich wäre. Aber am dritten Tag geschieht etwas, kommt es zu einem Wendepunkt, ist plötzlich eine Erkenntnis da und es geht anders weiter. Schon im Alten Testament, beim Propheten Hosea, findet sich die Einsicht, dass der dritte Tag der ist, an dem Gott helfend eingreift. Und so ist es irgendwie immer auch in den Exerzitien.
Und dann staune ich jedes Mal darüber, wie sehr die Heilige Schrift mit mir zu tun hat, mich anspricht. Jeden Tag gibt es eine andere Schriftstelle, die man meditiert und anhand derer mir plötzlich Sachverhalte und Situationen deutlich werden - Das ist doch so und nicht so! Vielleicht könnte ich das auch ohne diese Texte erkennen, aber besonders in den Exerzitien wird mir klar, dass da Worte zu finden sind, die mich direkt ansprechen, manchmal so, als wären sie allein für mich aufgeschrieben. So war es also auch dieses Mal und am Ende der Exerzitien ging ich mit gemischten Gefühlen wieder nach Hause. Auf der einen Seite freute ich mich, wieder nach Hause zu kommen, wieder gemeinsam zu beten und zu leben, aber auf der anderen Seite bedauere ich auch, dass diese intensive Zeit schon wieder vorbei ist - wie viel gäbe es noch zu entdecken. Andrerseits aber sind Exerzitien ja eine Zeit des Einübens und das Eingeübte kann und soll dann übers Jahr weiter praktiziert werden, in diesem Sinne habe ich also noch etwas vor bis zu den nächsten Exerzitien.
Und dadurch, dass wir am Donnerstag die Anbetung am Abend und gestern Anbetung am Nachmittag hatten, war es quasi ein fließender Übergang zurück in den Alltag, in dem ja nun das, was ich in Ilanz entdeckt und erfahren habe, seinen Platz bekommen soll. In diesem Sinne will ich weiter üben.
Sr. Kerstin-Marie
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen