Ich empfinde es immer wieder neu faszinierend, wie sich
in dieser doch recht kurzen Zeit des Schweigens alle Sinne schärfen, wie ich durch
und durch berührbar werde und auf einmal bei mir selbst oder auch in der Natur Regungen wahrnehme, an denen ich sonst garantiert vorbeigelaufen wäre. Auch wenn
die vielen Stunden, die wir in dieser Zeit täglich konzentriert meditieren und
beten, ganz schön kräftezehrend sein können, die Reise in die eigene Innenwelt
zuweilen auch sehr anstrengende Wegstrecken in sich birgt und einen manchmal
außer Atem bringt, so möchte ich diese heilsame jährliche "Brachzeit"
doch auf keinen Fall missen.
Und obwohl die Exerzitien eine eher ernste Angelegenheit
sind, konnte ich mir hier und dort das Lachen nicht verkneifen. So zum
Beispiel, als ich bei einem meiner ausgedehnten Spaziergänge über den
Buttenberg darüber nachdachte, wie krass ja eigentlich das altbekannte Wort
Jesu ist: "Ich bin der gute Hirte, und der gute Hirt gibt sein Leben hin
für seine Schafe". Würde unsereins heute sagen "ich gebe mein Leben
hin für unsere Kaninchen, lasse mich lieber selbst auffressen als dass einem
von ihnen etwas zustößt", würden sich meine Mitschwestern ganz zu Recht
Sorgen über meine psychische Gesundheit machen. Und was soll ich sagen, genau
in der Sekunde, als ich über diesen schrillen Vergleich nachdachte, kam mir auf
einmal mit einer rasenden Geschwindigkeit ein Vieh entgegen gerannt, was sich
beim Näherkommen als Häschen entpuppte. Und dieses extrem goldige Vieh machte
kurz vor mir eine Vollbremsung, setzte sich mit ca. 2 m Sicherheitsabstand vor
meine Nase, machte ganz in Ruhe seine Morgentoilette, um dann ein paar Minuten später
wieder genauso schnell zu verschwinden wie es gekommen war. Nun ja, dem lieben
Gott war sicherlich daran gelegen, dass die Schwester Ursula sich einmal auf
eine ungewöhnlich ganzheitliche Weise mit der Johannes-Perikope auseinander
setzt, was ihm damit auch definitiv gelungen war ;-))
Nun fühle ich mich innerlich bestens gerüstet für die - so Gott und alle Beteiligten wollen - letzte
Etappe meiner Junioratszeit und freue mich auf den stinknormalen Alltag in
Kloster Arenberg, in dem sicherlich noch einmal hier oder da eine Erfahrung der
letzten Tage aufblitzen wird.
Sr. M. Ursula
Exerzitien und Zeiten der Stille finde ich auch sehr wichtig für mich. Es stimmt, Sr. Ursula,dass man dadurch berührbarer wird, und ich glaube, dass der Weg in die eigene Tiefe nicht immer nur leicht ist. Aber für das eigene Menschsein ist es wichtig, mit dem eigenen Inneren in Berührung zu kommen und sich selbst kennenzulernen. Da kommt mir der Gedanke: Wie könnte ich etwas loslassen, wenn ich es nicht kenne?
AntwortenLöschenDanke für Ihre Blogs, gerade ihre lese ich immer besonders gerne.
Grüße an alle Arenberger Schwestern,im Gebet bin ich mit ihnen verbunden.
Köstlich! Und typisch Sr. Ursula!!! Ich hab dich bis nach Trier lachen hören, als ich diese tolle Geschichte gelesen habe - und musste schallend mitlachen! Es haben ja so einige daran gezweifelt, ob du tatsächlich 10 Tage lang schweigen kannst. Nun wissen wir's: Reden musst du nicht unbedingt, aber 10 Tage ohne Lachen, das geht gar nicht!!! ;-)))
AntwortenLöschenHanne
Sehr schön ihr Blogbeitrag. Lese hier sehr gerne kann mir es gerade Bildlich vorstellen ihre begegnung mit dem Hasen
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