Es ist inzwischen fast 20 Jahre her, dass wir in der
Schule mit unserem guten alten Griechisch-Lehrer die schaurig-schönen
Geschichten über die Götter gelesen haben, die auf dem Olymp ein wildes Leben
führen und die Menschen immer wieder mit fiesen Überraschungen aller Art
heimsuchen. Eine der Geschichten, die mir bis heute noch das Blut in den Adern
gefrieren lässt, hat sogar eine sprichwörtliche Karriere gemacht: die Büchse
der Pandora. Zeus ist stinke sauer, weil Prometheus den Menschen Feuer zur
Verfügung gestellt hat; er sinnt auf Rache und lässt seinen Sohn Hephaistos die
wunderhübsche Jungfrau Pandora zusammenbasteln. Er beschenkt sie mit Gaben aller Art - und nicht zu vergessen einem Tongefäß, in dem das ganze Unheil
der Welt eingeschlossen ist - Krankheit, Leiden, plötzlicher Tod, alle möglichen Untugenden und eben alles, was das Leben der Menschen so unerträglich schwer machen kann.
So ausgestattet schickt er sie in die Welt, jedoch nicht ohne ihr nochmal zu
"raten", dass diese Büchse besser zu bleiben sollte. Natürlich kommt
es wie es kommen muss - die Neugier siegt, Pandora macht das Ding auf und alles
denkbare Übel ergießt sich über die Menschheit. Doppelt tragisch: bevor das
einzige Gut, nämlich die Hoffnung, der Büchse entweichen kann, macht Madame
(wohl ziemlich entsetzt über das, was da ans Tageslicht gekommen war) den
Deckel wieder drauf und hinterlässt so die Welt und die Menschheit als trost-
und hoffnungslose Einöde.
Als ich mir gestern Abend Gedanken zum heutigen Hochfest
Herz Jesu machte, da kam mir plötzlich dieses Bild aus der griechischen
Mythologie in den Sinn. Denn auch heute richten wir unseren Blick auf ein "geöffnetes
Gefäß", nämlich das Gefäß des Leibes Christi. In der Hl. Messe hörten wir die
Stelle aus dem Johannes-Evangelium, in der berichtet wird, wie die Soldaten dem
gekreuzigten Jesus grausam mit einer Lanze die Seite aufstoßen, so dass Blut
und Wasser aus ihm herausfließen. Erschreckendes Bild einer Liebe, die bis zum
Äußersten geht, die selbst äußerste Demütigung, Hohn und Spott erträgt, die auch
dort nicht halt macht, wo jedes menschliche Lieben längst am Ende wäre. Höhepunkt
der Offenbarung der Liebe unseres GOTTES, der nicht irgendwo auf dem Olymp oder
im siebten Himmel thront und mit uns Menschen üble Spielchen treibt, sondern
der sich ganz eingelassen hat auf unser Schicksal, Fleisch und Blut angenommen
und sich so auf eine unvorstellbar existentielle Art und Weise mit uns Menschen
verbunden hat. Offenbarung einer Liebe, die nichts anderes "kann" als
sich zu verströmen, Offenbarung einer maßlosen, bedingungslosen Liebe ohne
Berechnung, die nicht erst durch gute Werke verdient werden braucht.
Diese "Büchse Christi" ist es, die der Welt das
Leben gebracht hat, die uns zeigt, WIE sehr wir Gott am Herzen liegen, wie sehr
Er sich danach sehnt, dass wir das Leben haben, das wahre, unzerstörbare Leben. Und so lädt uns der heutige Festtag ein, uns mit jeder
Faser unseres Seins tränken zu lassen von Christus, der Quelle unseres Heils, dem Ursprung des Lebens.
Sr. M. Ursula
„Am letzten Tag des Festes,
dem Großen Tag,
stellte Jesus sich hin und rief:
stellte Jesus sich hin und rief:
Wer Durst hat, komme zu mir.
– „
Immer ist der große Tag,
wenn wir kommen, um zu trinken
aus der Flut,
aus deiner linken
wenn wir kommen, um zu trinken
aus der Flut,
aus deiner linken
aufgerissenen Seite, Jesus!
Immer ist dann großer Tag. –
Immer ist dann großer Tag. –
Immer ist dein ewiger Tag,
wo du dastehst an den Stufen,
um zu deinem Fest uns her zu rufen.
um zu deinem Fest uns her zu rufen.
Sieh, wir kommen,
weil dein Wein allein
unsern Durst nach Leben,
unsern Durst nach Leben,
Jesus,
stillen kann
(Silja Walter)
Ich finde diesen Vergleich: die ausströmende Liebe Christi und die Büchse der Pandora genial. Woher haben Sie immer diese Einfälle, Sr. Ursula. Es lohnt sich mal über diesen ihren Vergleich nachzudenken. Danke für diesen inspirierenden Gedanken.
AntwortenLöschenDanke für Ihre Gedanken, Sr. Ursula. Ich denke, dass viele Menschen mit dem Gedanken, dass sie von Gott bedingungslos geliebt sind, nicht klarkommen. Sie haben immer im Kopf, dass sie Gott nicht genügen. Sie wollen durch eigene Leistungen Gott gütig stimmen. Früher hat man halt Brandopfer dargebracht,heute versuchen Menschen Gott auf eine andere Weise zu beruhigen. Aber ich glaube, dass wir all das nicht zu tun brauchen, wir können uns einfach in Gottes Liebe fallen lassen.
AntwortenLöschenHerzliche Grüße.