Samstag, 8. September 2012

Stimmungsschwankungen

Also ehrlich, heute musste ich selbst darüber lachen, wieviele unterschiedliche Gefühle und Stimmungen diesen Festtag geprägt haben. So begann unsere Festmesse heute Morgen zum Beispiel zum Erstaunen aller mit dem Lied "Es ist ein Ros entsprungen", welches im Innern - ob man es wollte oder nicht - automatisch den Schalter "Weihnachtsstimmung" anknipste. Obwohl der Text natürlich absolut perfekt zum heutigen Fest Maria Geburt passte! 
Nachdem wir dann in der Heiligen Messe auf schönste Weise Sr. Kerstin-Maries erste Professerneuerung gefeiert haben, brachte mich das Wetter draußen nach der Messe doch ganz schnell wieder in Spätsommerstimmung. 
Natürlich waren wir Schwestern bedingt durch das Fest und die dadurch veränderte Tagesordnung alle in Sonntagsstimmung, umso merkwürdiger das Gefühl, als wir nach dem Mittagessen noch kurz etwas einkaufen mussten, und im Supermarkt feststellen, dass dort stinknormale Samstags-Einkaufsstimmung herrschte. Da war es natürlich doppelt schön, wieder zurück ins Kloster zu fahren, und dort wieder in den "Sonntag" eintauchen zu können. 
Nach dem gemeinsamen Kaffee am Nachmittag setzten Sr. Kerstin-Marie und ich uns noch ein wenig im Garten zusammen, um die letzten Absprachen für unser Interessierten-Treffen am kommenden Wochenende zu treffen. Als wir da so bei herrlichstem Wetter auf der Bank saßen, ein bißchen schwätzen und den Schäfchen zuschauten, kam im Nu ein wenig Ferienstimmung auf. 
Kurz vor der Vesper habe ich dann noch Gras für unsere Kaninchen geschnitten, was mich dann wiederum in Alltagsstimmung versetzte. Diese wurde noch dadurch verstärkt, dass ich nicht - wie sonst sonntags üblich - um 17:15 Uhr die Glocken läuten hörte. Komisch - dachte ich mir - hat Sr. M. Wernfried etwa das Läuten vergessen? Oder hab ich es überhört? Oder ist die Vesper doch erst um 18 Uhr?!?! Etwas irritiert ging ich ins Gästehaus, und sobald ich die Tür öffnete, spürte ich, dass dort weder Ferienstimmung, noch Alltagsstimmung, sondern Chaos herrschte! Bereits 30 Minuten zuvor war der Strom ausgefallen (hatte ich natürlich draußen überhaupt nicht mitbekommen) - eine Frau im Aufzug eingesperrt - unser tapferer Kaplan konnte sie Gott sei Dank befreien - Telefone und Computer waren außer Betrieb, das Licht war aus (unglaublich eigentlich, wie dunkel es im Haus war, obwohl draußen noch die Sonne schien!) das Abendessen für 80 Gäste und 60 Schwestern wartete im Keller und musste über die Treppe hochgetragen werden (Aufzüge waren ja außer Betrieb).......... Im Nu war meine festliche "gleich ist Vesper"-Stimmung verflogen, und ich begann mit anzupacken. Bis ich dann auf einmal von Ferne die Glocke in der Kirche hörte, die mir sagte, dass die Vesper soeben begonnen hatte. Innerhalb von ca. 2 Millisekunden war ich in der "OH GOTT, du bist ja Kantorin!!!"-Stimmung und raste in die Kirche. Als ich dort die Tür öffnete, da war ich erst einmal überwältigt von der candle light-Stimmung, bedingt durch zahlreiche schnell herbeigeschaffte Kerzen. Irgendwie fühlte ich mich von jetzt auf gleich wie in einer anderen Welt und musste über uns schmunzeln. So ein oller Stromausfall, der hält uns doch nicht vom Beten ab, wäre doch gelacht! Im Gegenteil: Liedverse wie "Du hast uns das Licht geboren" singen sich in einer halbdunklen Kirche doch viel inniger, wie ich feststellte! Erfreulich fand ich auch die großartige Entdeckung, dass so schöne Dinge wie Weihrauch auch ohne Strom funktionieren, so dass die Vesper eigentlich kaum an Feierlichkeit einbüßte.  Und pünktlich zum Magnificat gingen dann auf einmal - als hätten wir es so geplant - alle Lampen wieder an und die Orgel setzte ein - ein Hauch von Osternacht! 

So, nachdem sich dann heute Abend im Noviziat natürlich noch ein wenig Partystimmung breit gemacht hat, hat nun die "Zubettgeh-Stimmung" gesiegt, weshalb ich mich hiermit verabschiede - jedoch nicht, ohne unseren Lesern noch eine gute Nacht und einen schönen, gesegneten stimmungsreichen Sonntag zu wünschen :-)
Sr. M. Ursula

2 Kommentare:

  1. Sehr amüsant zu lesen und zugleich irgendwie auch berührend, vor allem die Szene mit den Kerzen und das plötzliche aufleuchten der Lampen!
    Liebe Grüsse Lea

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  2. Hallo
    Ich finde die Schilderungen sehr amüsant konnte mir das mit dem Stromausfall grad Bildlich vorstellen. So nur Kerzen in der Kirche ist auch sehr schön.

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