Ein kleines Highlight der Heilig-Rock-Wallfahrt begann für mich am letzten Donnerstag: Zusammen mit acht Teilnehmern konnte ich mit dem Fahrrad von Koblenz aus an der Mosel entlang nach Trier wallfahren. Ganz unterschiedliche Mitradler hatten sich eingefunden im Alter zwischen 23 und 40 Jahren, um sich auf den Weg nach Trier zu machen. Die einen eher aus gesellig-sportlichen Aspekten, die anderen, weil sie gerne zum Heiligen Rock wollten. In der Vorbereitung war das ein bisschen herausfordernd gewesen, denn da es ja eine Wallfahrt sein sollte, sollte es auch Impulse unterwegs geben. Doch da galt es nun die Mitte zu finden zwischen Über- und Unterforderndem. So war es für die einen zunächst ungewohnt, das rote Pilgerheftchen aufzuschlagen und gemeinsam einen Psalm zu beten, während es für andere schon Routine war, die dann nicht so schnell in den Pedalen waren.
Dank des trockenen Wetters konnten wir uns aber wunderbar auf den Weg machen und unterwegs fand auch die Gruppe zusammen. Einige entdeckten ihre Freude am schnellen Radeln, andere, dass "so ein Impuls ja gar nicht weh tut".
Und so ging es immer moselaufwärts in Richtung Trier, vorbei an all den schönen Moselorten, an denen manche gerne verweilt hätten, aber als erstes richtiges Ziel erwartete uns Ediger, wo der Pastor uns im Pfarrheim übernachten ließ und uns freundlicherweise seine Töpfe lieh, sonst hätten wir die Spaghetti roh essen müssen. Unterwegs aber tauschten wir uns über unsere Fäden aus, die jeder mitgebracht hatte, um sie dann in Trier vor dem Dom abzugeben und in den Teppich einweben zu lassen. Das war schon beeindruckend, wie unterschiedliche Lebensfäden dabei waren: Dekorationen aus dem Haus, ein Geschenkband vom Hochzeitsgeschenk, praktische Paketschnur, von der Großmutter gewebtes Garn oder auch das einzige Stück Schnur, was in der ganzen Wohnung zu finden gewesen war.
Von Ediger aus ging es weiter nach Piesport, wohin wir noch im Trockenen gelangten, nicht ohne vorher ein Eis zu essen und den Impuls mitzunehmen, was mir am Nächsten und am Kostbarsten ist.
In Piesport konnten wir im wunderschönen neuen Pfarrheim übernachten, ehe wir am nächsten Morgen nach einem Psalm im Regen starten mussten. Aber auch der hält echte Wallfahrer nicht ab, schließlich hatten wir ein Ziel vor Augen, das wir mit fast 20 km/h als Durchschnittsgeschwindigkeit erreichten.
In Trier angekommen, wollten wir eigentlich direkt in den Dom gehen, als echtes und erstes Ziel unserer Wallfahrt. Aber wir stellten fest, dass der Domfreihof schwarz vor Menschen war und wir konnten es uns nur schwer vorstellen, zwei Stunden lang anzustehen, weswegen wir es dann beim dritten Versuch am frühen Abend in den Dom schafften. Vorher aber besorgten wir uns noch einen tagesaktuellen Paulinus, in dem ein Artikel über uns zu finden war, da ein Reporter am Freitag ein Stück mit uns geradelt war. Am Schrein angekommen waren wir doch alle beeindruckt von dem, was wir sehen konnten und wären gerne etwas beim Rock geblieben, was angesichts der Massen, die noch hinter uns waren, leider nicht möglich war. Sehr schade, aber den Ankunftstag konnten wir bei einem leckeren Getränk und sehr guten Pommes ausklingen lassen, ehe wir am Sonntagmorgen zur Abschlussreflexion und Psalm 136 kamen. In ihm kommt ein bisschen zum Ausdruck, was wir auf unserer Wallfahrt erlebt hatten: Auf der ganzen Strecke waren wir nicht alleine, wenn auch mal ein fieser Anstieg oder eine extrem holprige Strecke zu überwinden war. Seine Huld währt einfach ewig und so freuten wir uns am Ende an dieser wunderbaren Erfahrung der Wallfahrt, weil wir uns gut verstanden haben, weil keiner zu Schaden kam, weil wir interessante und bereichernde Erfahrungen machen konnten.
In diesem Sinne wird es sicher nicht die letzte Fahrradwallfahrt gewesen sein, wenn es bis zur nächsten Heilig-Rock-Wallfahrt vielleicht auch noch ein bisschen dauern mag. Aber es gibt ja viele Orte, zu denen man wallfahren kann, so z.B. am 19. Mai nach Kevelaer. In diesem Sinne beteten wir zum guten Schluss noch einmal gemeinsam das Vater Unser und freuen uns auf die nächste Gelegenheit zum gemeinsamen Unterwegssein.
Sr. Kerstin-Marie
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