
Denn wie ich finde, ist nicht nur die Tatsache, dass Dominikus diese Art zu beten pflegte, sie aber seinen Brüdern aufzwang zu erwähnen, sondern noch eine weitere Tatsache.
Dominikus wurde ja sehr angetrieben von dem Gedanken, all denen das Christentum nahe zu bringen, die es nicht kannten. So z.B. den Katharern in Südfrankreich, die sich zwar irgendwie als Christen bezeichneten, letztendlich aber eine etwas seltsame Sekte waren, bei der u.a. der Leib-Seele-Dualismus zentral war. Das bedeutet, dass der Leib schlecht ist, da er Materie ist, die Seele aber das ist, was erlöst, also vom Körper getrennt werden soll.
Am Montag haben wir uns die Zeit genommen, die Gebetsweisen nicht nur theoretisch zu betrachten, sondern haben sie selber auch nachvollzogen. Und da, so finde ich, merkt man gleich, dass es ein anderes Beten ist, wenn ich ausgestreckt auf dem Boden liege und die Stirn schwer auf darauf aufliegt. Oder wenn ich mit ausgestreckten Armen da stehe, ausgespannt und meine Arme und Schultern spüre. Dann nehme ich auch den Raum, in dem ich mich befinde, anders wahr, dann nehme ich die Realität anders wahr und dann findet viel mehr Eingang ins Gebet, als wenn ich in einer Bank sitze. Das macht deutlich, dass Dominikus also nicht sehr leibfeindlich gewesen sein kann, wenn der ganze Körper im Gebet mit ins Spiel kommt. Denn dann kann der ja nicht schlechte Materie sein, von der es sich zu lösen gilt.
Sicher hat Dominikus mit der Selbstgeißelung eine Praxis gepflegt, die wir heute gar nicht mehr nachvollziehen können und deren Sinn sich mir irgendwie nicht erschließt. Aber ich fände es schade, die Gebetsweisen nur darauf zu reduzieren, gibt es doch noch all die anderen Arten, von denen wir auch wissen und die mich anders vor Gott bringen können. Da, so denke ich, kann ich mit Haut und Haaren spüren, dass der Glaube sich nicht nur auf etwas Mentales bezieht, sondern dass ich komplett gefragt bin.
Sr. Kerstin-Marie
darf ich dann in der Haltung beten die ich gerade für richtig halte?
AntwortenLöschenUnd: könnt ihr die anderen Gebetshaltungen von Vater Dominikus auch vorstellen?
Grüßle
Dass Dominikus seine persönlichen Gebetshaltungen seinen Brüdern NICHT aufzwang, finde ich eben so wichtig wie die Einladung, diese unterschiedlichen Haltungen einmal selbst nachzuvollziehen. Wenn ich einmal mit Leib und Seele erfahren habe, was es mit mir macht, wenn ich mich vor Gott ausgestreckt hinlege oder mit ausgestreckten Armen vor IHM stehe, wenn ich IHM meine Hände wie eine Schale hinhalte oder in einer tiefen Verneigung vor IHM stehe, dann werde ich immer spüriger werden für die Haltung, die JETZT und HIER für mich stimmig ist. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen: Wenn der ganze Körper im Gebet mit ins Spiel kommt, dann verändert sich auch mein Beten.
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