
Im Johannesevangelium wird uns berichtet, wie sie am frühen Morgen, als es noch dunkel war, zum Grab eilt. Das Grab - Endstation ihrer Hoffnung, Ort des Schreckens, Bild des vollkommenen Scheiterns - hatte sie doch auf das falsche Pferd gesetzt, als sie sich diesem Jesus mit Leib und Seele anvertraute? Er, der sie einst mit göttlicher Vollmacht von sieben Dämonen befreit hatte, Er, der ihr selbst das Leben neu geschenkt hatte, war nun tot.
"Manche Leute wollen Gott mit den Augen ansehen, mit denen sie eine Kuh ansehen, und wollen Gott lieben, wie sie eine Kuh lieben. Die liebst du wegen der Milch und des Käses und deines eigenen Nutzens. So halten’s alle jene Leute, die Gott um äußeren Reichtums oder inneren Trostes willen lieben; die aber lieben Gott nicht recht, sondern lieben ihren Eigennutz." - so sagte einmal Meister Eckhart. Maria Magdalena, sie liebte ihren Herrn und Meister so sehr, dass ihre Liebe sogar dann nichts von ihrer leidenschaftlichen Glut verlor, als sie nichts, aber auch wirklich gar nichts mehr von Ihm erwarten konnte, auf den sie einst all ihre Hoffnung gesetzt hatte. Und diese so leidenschaftlich liebende Frau wird mitten in ihrer Verzweiflung darüber, Ihn verloren zu haben, zur Ersten, der sich der auferstandene Herr offenbart, sie wird zur Apostolin der Apostel.
Ich gestehe, es erfüllt mich mit unbändiger Freude, dass ausgerechnet sie zur Schutzpatronin unseres Ordens bestimmt wurde. Sie lässt uns das Große erahnen, das Gott denen bereitet, die ihn lieben - nicht um der Milch und des Käses, sondern um Seiner selbst willen. Möge ihr Beispiel uns helfen, Ihm treu zu bleiben, auch wenn uns im Leben manchmal der Gang zum Grab zugemutet wird und alles um uns herum finster scheint. Und möge diese Liebe in uns jenes Feuer entzünden, das uns zu glaubwürdigen Zeuginnen und Zeugen seines Evangeliums macht.
Sr. M. Ursula
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