Sonntag, 7. Dezember 2014

Mir geschehe nach Deinem Wort


Adventsbrief unserer Generalpriorin Sr. M. Scholastika

Maria und unsere Mutter M. Cherubine stehen in diesem Jahr auf besondere Weise zu Beginn des adventlichen Weges vor unseren Augen. Rund 2000 Jahre trennen diese beiden großen Frauen. Beide haben sich herausrufen lassen aus dem Vertrauten und Geliebten, beide sagten ein mit ganzem Herzen gesprochenes JA zu den Wegen, die GOTT sie in seiner Vorsehung führte. Ein Leben lang.

In einem Gebet, das wir öfters gemeinsam beten und das dem hl. Josef gewidmet ist, formulieren wir:
„Du kanntest die Pläne GOTTES nicht, doch Du tatest, was hier und jetzt von Dir verlangt war.“
 
Es sind Worte, die Mutter M. Cherubine mit Leib und Seele verwirklichte. Und Maria bewegte das Große, was an ihr geschah, was nicht mit ihrem Verstand einzufangen war, in ihrem Herzen und sprach dieses eine JA, das die Welt radikal verändern sollte: ein neuer Himmel, eine neue Erde sind uns durch sie geschenkt. In Jesus Christus selbst.
Vielleicht ist es kühn, die beiden Frauen in einem Atemzug zu nennen. Und doch: jede von uns trägt ‚Maria‘ in ihrem Namen, weil sie mit unserem Leben zu tun hat, weil wir „in ihr auch den Weg unserer Berufung erkennen“ (aus unserem Direktorium). Maria ist in Erwartung, in guter Hoffnung, „eine Hoffnung, die sich nicht eines fernen Tages erfüllen würde, sondern die sie an ihrem eigenen Leib erfahren hat“ und die ihrem Leben seine einmalige Bestimmung gab.
Auch Mutter M. Cherubine war guter Hoffnung, sie kannte das Warten, bis sich GOTTES Absichten zeigten. Sie hörte den Hilferuf von Menschen, die nach Schwestern verlangten, und setzte mit einem unerhörten Vertrauen Schritte ins Ungewisse. So Vieles könnte sie uns erzählen von der Zerbrechlichkeit eines Anfang, von jener Entschiedenheit, die schmerzlich Trennendes mit sich zog, denken wir nur an den Riss zwischen ihr und Mutter M. Gundisalva. Letztlich hatte sie keine Sicherheiten.1887 schrieb sie von einer Neugründung wie von einem kleinen zarten Zweig, der in den Stürmen des Lebens so gefährdet, so bedroht sein kann. Sie sah diese Zerbrechlichkeit und war doch einzigartig beseelt von der Hoffnung, dass dieser Zweig, dieses kleine Haus ein Segen für das ganze Land werden kann.
 
Zurück zu Maria:
sie brach auf und ging den langen einsamen, bestimmt auch mühsamen Weg zu Elisabeth. Mit dem neuen Leben in ihrem Schoss. Sie ging nicht, sie eilte, heißt es im Lukasevangelium.
  • Ahnen wir, was diese erschütternde Begegnung mit dem Engel für diese junge Frau bedeutet hat?
  • Ahnen wir, wie sehr ihr Leben durch das Wirken des Heiligen Geistes auf den Kopf gestellt wurde?
Wo GOTT einbricht, - und kommt er noch so verletzlich wie ein Kind - verändert sich unser Leben, verändert sich die Welt. Ich wage ein Schriftwort aus dem Johannesevangelium auszusprechen, das nicht so recht in diese vorweihnachtliche Zeit zu passen mag: das Bekenntnis Marthas, nachdem Lazarus verstorben war und bereits vier Tage im Grab lag:
„Ja, Herr, ich glaube, dass Du der Messias bist, der Sohn GOTTES, der in diese Welt kommen soll.“ (Joh 11, 27)

... Du bist da und kommst doch immerzu ...
 
Sind wir nicht auch genau an diesem Ort? Jesus ist der längst Gekommene: für Martha ist er sichtbar, erfahrbar, freundschaftlich ist sie mit ihm unterwegs. Gleichzeitig jedoch liegt diese ungeheure Spannung in unserer Zeit. Der Messias ist da und bleibt doch unterwegs zu uns. Er ist da im Dunklen und Undurchsichtigen unserer Welt. Er ist da im Leben und im Tod, und doch ist Er unentwegt im Kommen. Hier und heute. Er kommt machtvoll, um einen neuen Himmel und eine neue Erde zu schaffen.
Überall ist er im Kommen, auch mitten in den kleinen Verrichtungen Tag für Tag. Jeder Augenblick kann für uns ein Abglanz von Bethlehem werden, in jedem Gesicht kann er uns aufleuchten, denn so beten wir alltäglich Morgen für Morgen:
„Durch die barmherzige Liebe unseres GOTTES wird uns besuchen das aufstrahlende Licht aus der Höhe, um allen zu leuchten, die in Finsternis sitzen und im Schatten des Todes und unsre Schritte zu lenken auf den Weg des Friedens. (Lk 1, 78)
 
GOTT kommt in diesem kleinen, zarten Kind und hat auch uns in ihm, in seiner Mensch-werdung „zur Revolution der zärtlichen Liebe eingeladen“ (Papst Franziskus). Stall dürfen wir sein, in dem das Wunder der Weihnacht HEUTE an uns geschieht. Trägerinnen des Lichtes und des Friedens sind wir, weil Christus, der Messias längst in uns wohnt - mit all den göttlichen Gaben, die die Welt zu heilen vermögen.
Leben wir in den kommenden Wochen in froher, gespannter Erwartung auf den Herrn, ganz wach, um die Momente seines Kommens nicht zu verpassen, in denen das JA GOTTES zu uns Menschen offenbar wird:

Der zur Weihnacht geboren wurde,
hat nicht auf Probe mit uns gelebt,
ist nicht auf Probe für uns gestorben,
hat uns nicht auf Probe geliebt.
Er ist das Ja und sagt das Ja,
ein ganzes, unwiderrufliches göttliches Ja
zu uns, zur Menschheit, zur Welt.
Dieses Ja kann uns tragen,
kann uns herausreißen aus Vorläufigkeiten,
Unsicherheiten, Halbheiten, Vergeblichkeiten.
Es will uns begleiten und uns befähigen,
selber Ja zu sein,
nicht auf Probe, nicht nur zur Hälfte,
nicht als "Ja aber".
Mögen wir Sein Ja erfahren
in uns, über uns, um uns.
Und mögen andere es erfahren
durch uns.                                        
                                                              Bischof Klaus Hemmerle

Maria hat ihr JA mit ihrer ganzen Existenz gesprochen und mit ihrem ganzen Sein verwirklicht. Mutter M. Cherubine lebte das Wort, das sie selber geprägt hat: Das eine Herz dem einen GOTT.
Möge das eine Herz Wohnstatt werden für diesen einen GOTT - unser Herz und unsere Gemeinschaft, jeder Konvent.
Mit Ihnen in froher Erwartung auf Christus,
Sr. M. Scholastika

3 Kommentare:

  1. Ich bin von diesen Worten sehr angerührt.

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  2. Vielen lieben Dank.
    Sr. M. Scholastika hat eine ganz besondere Gabe
    Gedanken in Worte zu fassen.
    Allen Schwestern wünsche ich noch eine erwartungsvolle Adventszeit.
    Mechthild

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  3. Die Welt braucht, mehr denn je, Menschen wie Mutter Cherubine und ihre Nachfolgerinnen die uns auf Ihre gelebte Art und Weise das göttliche JA näherbringen. Mögen wir, da wo wir in unserem Leben stehen, auf dieses JA vertrauen und es einbinden in unsere tägliche Arbeit und in unser Leben mit unseren Familien und Mitmenschen.
    Danke Sr Scholastika für diese aufmunternden und stärkenden Worte.
    Ich wünsche der Gemeinschaft von Kloster Arenberg eine gesegnete und besinnliche Weihnachtszeit und alles erdenklich Gute für 2015.
    Irène

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