Dienstag, 7. Januar 2014

Wirklichkeit

So langsam neigt sich die Weihnachtszeit dem Ende zu, gestern haben wir schon Erscheinung des Herrn gefeiert. Und wie wahrscheinlich in jeder Familie, so gibt es natürlich auch bei uns im Kloster bestimmte Riten und Bräuche, die besonders an hohen Festtagen gepflegt werden. Ein solcher Brauch war, am 2. Feiertag die Schwestern von der WG Katharina zu uns in den Konvent zum Kaffeetrinken einzuladen. Dazu wurde im Erholungszimmer alles entsprechend eingedeckt und schon 15 Minuten vor der Zeit warteten alle Schwestern, die mit dem Rollstuhl abgeholt worden waren, auf das, was da passieren würde: Eine Stunde Kaffee trinken, nicht länger, aber auch nicht kürzer.
Weil wir feststellen mussten, dass das für alle Beteiligten eigentlich nur noch anstrengend, aber nicht mehr schön und besinnlich war, haben wir den Spieß einfach umgedreht und sind in diesem Jahr einfach in die WG Katharina zum Kaffeetrinken gegangen. Und siehe da, es war ein herrlich entspannter Nachmittag. Es gab nicht mehr diese festgelegte Stunde, sondern ab 15 Uhr gab es Kaffee und selbstgebackene Köstlichkeiten - u.a. sogenannte Neujährchen, die man praktisch mit der Hand essen kann - in der Küche. Jede nahm Platz, wo gerade einer frei war und an den einzelnen Tischen entsponnen sich ganz schöne Gespräche. Wer genug hatte, war frei, wieder zu gehen, wer erst später kommen konnte, war auch herzlich willkommen und so war es ein wunderbarer Nachmittag.
So wurde aus einer Not ganz eindeutig eine Tugend, denn es war viel schöner, entspannter, lebhafter an den Tischen in der WG Katharina, so dass wir wohl öfter dorthin zum Kaffee gehen werden.
Denn auch das gehört zu unserem Leben: Entdecken und annehmen, das etwas vielleicht nicht mehr geht oder nicht mehr gut ist. Sich darauf einlassen und sich dann beschenken lassen von dem, was daraus wird. Das ist auf keinen Fall schlechter als die feierlich-festliche Kaffeetafel im Erholungszimmer, für uns zur Zeit sogar besser. Ein echtes Weihnachtsgeschenk also.
Sr. Kerstin-Marie

1 Kommentar:

  1. Ein schöner Brauch und ein schönes fröhliches miteinander wie man den Bildern entnehmen kann.

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