Montag, 6. August 2012

unterwegs

fr. Jonas, Katrin, Sr. Kerstin-Marie, Dominik
In der vergangenen Woche war es also endlich so weit: Das Abenteuer auf dem Westerwaldsteig fand statt und nahm seinen Lauf mit einer kleinen Gruppe. Wir wollten unterwegs sein wir Dominikus und die ersten Brüder und uns einlassen auf das, was uns entgegenkommen würde und was uns geschenkt würde. In diesem Sinn hatten wir keine Übernachtungen vorher geplant, aber alles nötige in unseren Rucksäcken dabei: Schlafsack, Isomatte, Kocher, Töpfe, Essen und ein kleines Pilgerheft, weil wir uns jeden Tag mit einem Text über Dominikus und aus der Bibel beschäftigten. Einmal ging es um Berufung, dann darum, dass Gott uns nicht überfordert, ums Zeugnis-Geben, die Freude,... So starteten wir also am Montag in Westerburg und wurden gleich das erste Mal beschenkt: Weil wir vorher keine Zeit zum Frühstücken hatten, holten wir das auf dem Marktplatz nach. Plötzlich kam ein Mann und brachte uns eine Flasche Wasser und vier Becher, was für eine Freude! So gestärkt konnten wir den Weg unter die Füße nehmen, der sich als wunderschön und tiptop ausgezeichnet erwies. Da machte es gar nicht so viel, dass mein Wanderführer einen völlig anderen Weg eingezeichnet hatte.
Der erste Tag brachte uns 20 km weiter nach Dreifelden, unterwegs mussten wir die Erfahrung machen, dass es keine Läden zum Einkaufen gab, wie gut, dass wir noch Schokolade und Kekse dabei hatten. Und dann die nächste große Freude in dem Ort: Neben einer ganz interessanten Kirche fragten wir im Gasthaus, ob es möglich wäre, im Vorraum dieser Kirche zu übernachten. Der Pfarrer war im Urlaub, deswegen konnte diese Frage nicht auf Anhieb beantwortet werden, aber es wurden alle Hebel in Bewegung gesetzt und nach zwei Stunden bekamen wir den Schlüssel fürs Gemeindeheim und wurden auf Kosten des Dekanates Selters zum Abendessen und Frühstück eingeladen. Was für ein großartiger Auftakt unseres Unternehmens! Wir danken Edith Moritz für ihr Engagement und ihre herzliche Unterstützung, besser hätte es nicht beginnen können. So konnten wir dann auch den nächsten Tag voller Freude beginnen und machten uns wieder auf den Weg in Richtung Bad Marienberg. Durch Wiesen und Felder waren wir unterwegs und mussten gegen Ende des Tages doch feststellen, dass selbst 13 kg Gepäck mit der Zeit schwer werden können. Wie gut, dass wir in Bad Marienberg völlig unkompliziert im Gemeindeheim unterkommen konnten und dass das Schwimmbad Abkühlung und eine Dusche versprach. Herzlichen Dank auch hier an die evangelische Gemeinde!
Da der dritte Tag der schlimmste ist, die Füße die ein oder andere Blase hatten und wir es ja nicht übertreiben wollten, gab es eine entspannte Etappe bei bestem Wetter und einer schönen Mittagspause auf der Wiese. Von dort aus konnten wir sehen, wo wir am Tag zuvor noch waren, Entfernungen zu Fuß sind einfach anders, als wenn man sie mit dem Auto zurücklegt. Und wieder wurden wir beschenkt, als wir an einem Haus anschellten und fragten, ob wir unsere Wasserflaschen auffüllen dürften. Kein Problem, ein Wasserhahn war vorhanden. Als wir mit vollen Flaschen fast schon vom Hof waren, bekamen wir durchs Küchenfenster noch ein köstliches Stück Melone gereicht. Das war bei dem Wetter ebenso gut wie der Rhabarbakompott, von dem ich in der Mittagspause geträumt hatte. Und weiter gings nach Hachenburg. Hier erwies sich die Quartiersuche als nicht ganz so einfach, inzwischen waren wir auch unterschiedlich erschöpft und mussten auch noch einkaufen. Immer wieder hörten wir den Hinweis, dass wir doch in Marienstatt bei den Zisterziensern wunderbar übernachten könnten. Aber nochmal die vier Kilometer unter die Füße zu nehmen, erschien uns irgendwie zu herausfordernd.
Schon fast ein bisschen mutlos machten wir uns auf den Weg und kamen am Eine-Welt-Laden vorbei, wo wir nach einer Übernachtungsmöglichkeit fragten. Auch dort verwies uns die freundliche Dame auf Marienstatt. Als wir aber meinten, dass uns das jetzt zu weit sei, sagte sie spontan: "Ich fahre Euch hin!" Schlussendlich war es dann ihr Mann, der uns auch noch am Supermarkt vorbeifuhr und dann bis zur Pforte der Abtei, wo wir sofort freundlich und herzlich aufgenommen wurden und uns sogar noch ein Abendessen inklusive Klosterbier bereitet wurde. Hier konnten wir alle in Betten schlafen, was allerdings unseren Mitwanderer Dominik nicht davon abhielt, in der Nacht von den Folgen eines Sonnenstichs heimgesucht zu werden. Das und die Tatsache, dass auch Katrin ziemlich erschöpft war, ließ uns der Realität ins Auge sehen, so dass wir uns am Donnerstag entschlossen, gemeinsam nach Arenberg zurück zu kehren. Das ist ja auch der Vorteil, wenn man keine Unterkünfte gebucht und alles dabei hat, was man braucht: Man ist einfach flexibel. Also machten wir uns nach einem großartigen Frühstück wieder auf den Weg nach Hachenburg, die beiden "Lahmen" wurden freundlich im Auto mitgenommen, während fr. Jonas und ich noch einmal den Weg unter die Füße nahmen. Die letzten Kilometer wollten wir noch genießen und wurden durch ein sehr schönes Wegstück an der Nister entlang belohnt.
In Hachenburg blieb uns dann noch so viel Zeit, dass wir dazu kamen, die vielen Spaghetti, die wir noch am Vorabend erworben hatten, wenigstens zum Teil zu kochen und zu genießen, ehe es dann Richtung Heimat ging.
Eine gute Gelegenheit, sich im Mutterhaus von den Strapazen der Wanderung zu erholen oder Koblenz ein bisschen zu erkunden, so dass das Abenteuer recht ruhig ausklingen konnte. Auf jeden Fall war es eine großartige Erfahrung und begleitet vom Gebet der Schwestern war eigentlich klar, dass wir ganz gut behütet waren unterwegs. Uns hat es viel Freude gemacht, es hat dazu geführt, dass die familia dominicana sich besser kennenlernen konnte und dass diese Sache sicher nicht die letzte gemeinsame Aktion war. Außerdem durften wir erleben, wie reich wir beschenkt werden, wenn wir es wagen, mit (fast) leeren Händen und Taschen unterwegs zu sein. In diesem Sinne war es eine großartige Woche, von der wir sicher noch lange zehren werden.
Sr. Kerstin-Marie

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