Sonntag, 29. Juli 2012

Mitten in der Stadt

Unser Haus in Oberhausen, in dem ich nun lebe, liegt mitten in der Stadt. Als ich gestern morgen aufstand, hörte ich noch den ein oder anderen Nachtschwärmer, der gerade erst auf dem Weg nach Hause war von einer langen Nacht, immer wieder brausen bei uns die Krankenwagen vorbei, die vom oder ins Krankenhaus in der Nachbarschaft fahren und zu Fuß sind wir direkt in der "alten Mitte" Oberhausens. Das hat manchmal zur Folge, dass wir nicht so klösterlich-romantisch wohnen, wie man es sich vielleicht manchmal vorstellt. So waren z.B. gestern, als ich mit dem Rad in den Hof einbog, gerade ein paar junge Männer dabei, etwas von ihrem Bier in ein noch offenes Drainagerohr zu kippen. Das sehe ja schließlich aus wie ein Abfluss... Und neulich einmal schaute sich ein Mann mit Bierflasche in der Hand mal unseren Neubau im Garten an, glücklicherweise war die Tür verschlossen, andernfalls hätten wir vielleicht schon einen neuen Mieter für die dort entstehende Wohnung.
Ganz ähnlich erlebte ich es vorgestern, als ich zu einem Wüstentag bei den Schwestern von Jerusalem in Köln war. Sie leben mitten in der Stadt, ihre Kirche ist Groß St. Martin, so dass die Gemeinschaft immer von vielen Menschen umgeben ist, die Erholung suchen, die feiern wollen, die Spaß haben. Während wir also schweigend im Refektorium unser Abendessen einnahmen, war unter dem Fenster gerade der Stadtlauf zu Gange, bei dem die letzten Läufer herzlich angefeuert wurden "Jetzt noch den letzten Bier, im Ziel gibts dann sicher ein Kölsch". Und später bei der Anbetung in der Kirche waren sehr gut die unterschiedlichen Gruppen zu hören, die von einem Brauhaus zum anderen zogen, den wunderschönen Abend genossen und ihren Durst mit dem Kölschen Bier stillten. Das ist vielleicht nicht die Einsamkeit, von der wir heute im Evangelium hören, in die Jesus sich immer wieder zum Beten zurück zieht, aber, wie es im Lebensbuch der Gemeinschaft von Jerusalem heißt und wie es auch unser Vater Dominikus sah: So ein klösterliches Leben, auch wenn es noch so verborgen ist, strahlt doch aus und kann vielleicht ein Anstoß sein, dass sich jemand bekehrt, einen neuen Weg einschlägt.
Von daher ist es gut und richtig, mitten in der Stadt zu sein, auch wenn einem dann schonmal Bier in Drainagerohre geschüttet wird.
Sr. Kerstin-Marie

2 Kommentare:

  1. ....so ist das, die Schwestern haben ihren Wüstentag.....
    aber die Menschen draussen auf der Strasse, sie sind es, die eigentlich in einer Wüste leben. Sie sind es, die umherirren von einem Event zum anderen, die vielfach keine wirkliche Orientierung und Halt haben. Da kann das Kloster schon zu einem wahren Orientierungspunkt in der Wüste werden.

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  2. Und woher wissen Sie das ? Kennen Sie all´ die Menschen "draussen auf der Straße" , denen Sie unterstellen, sie irrten umher ? Am Ende sind die kontemplativer als Sie. Wer weiss ? Das wäre natürlich schlimm, für Sie allerdings. Dann hätten Sie gar nichts mehr, um sich über andere zu erheben.

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