Sonntag, 8. Mai 2011

pralles Leben

"Ach, bei denen ist bestimmt tote Hose" - wird vielleicht der eine oder die andere gemeint haben, weil wir in der vergangenen Woche hier im Blog fast gar nichts von uns hören ließen. Um solch abwegigen Gerüchten entgegen zu wirken, gibt es nun mal eine Kurz-Zusammenfassung der vergangenen Tage die - wie ich bereits jetzt befürchte - wohl so lang werden wird, dass nur die treuesten, ja, die allertreusten Leser auch wirklich bis zum Ende durchlesen werden.
Da wäre zunächst einmal der denkwürdige Montag zu nennen. An diesem ganz "normalen" Montag durften wir hier in Kloster Arenberg gleich einen zweifachen Ohren- und Seelenschmaus genießen: Zum einen feierten wir nämlich das Hochfest unserer Hl. Katharina von Siena nach, da wir sie am 29. April wegen der Priorität der Osteroktav definitiv nicht gebührend würdigen konnten. Worüber wir uns besonders freuten, war die musikalische Mitgestaltung der Vesper durch unseren Mitbruder P. Thomas Möller OP, der dazu extra aus Mainz angereist kam. Ich kann nur sagen - eine Gänsehaut jagte die andere, es war schlichtweg himmlisch dominikanisch :-)
Doch damit nicht genug: am gleichen Abend fand in unserer Klosterkirche eine Konzertlesung mit Martin Schleske und dem Violinisten Alban Beikircher statt. Und das kam so: Vor einiger Zeit entdeckte Sr. M. Scholastika durch "Zufall" in einer Koblenzer Buchhandlung Martin Schleskes Buch "Der Klang - vom unerhörten Sinn des Lebens", und ich erinnere mich noch, wie sie mir erzählte: "Du, ich hab da ein Buch entdeckt, ich glaube, das ist ganz ganz schön!". Inzwischen habe ich dieses Buch - nein, nicht gelesen, sondern vielmehr durchgekaut und meditiert, im Konvent hören wir es zur Begeisterung Vieler während unserer Mahlzeiten als Tischlesung. Und es ist nicht "nur" ganz ganz schön, ich kann ohne Übertreibung sagen, dass ich noch nie etwas vergleichbar Tiefes und Ein-leuchtendes gelesen habe wie die dort niedergeschriebenen Gedanken. Besonders spannend finde ich die Tatsache, dass dieses Werk nicht etwa - wie man meinen könnte - aus der Feder eines Theologen stammt, sondern von einem Münchener Geigenbaumeister, der in seiner Arbeit an den Instrumenten ergreifende Gleichnisse gefunden hat für unser Leben, für unsere Berufung zum Mensch-Sein und den Weg Gottes mit uns. So war es mir und uns natürlich eine große Freude, den Autor nebst begnadetem Violinisten einmal persönlich kennen zu lernen - die eindrückliche Konzertlesung, besonders aber auch den anschließenden Gedankenaustausch im Klosterkeller werden wir sicherlich so schnell nicht vergessen :-)
Nach einem anstrengenden Sitzungstag am Dienstag hieß es für mich und den Rest der OP-Jugend am Mittwochmorgen erst einmal ganz unchristlich früh aufstehen. Bereits um 04:45 Uhr klingelte der Wecker, wenig später schon saßen wir im Zug Richtung Kordel (nahe Trier), von wo aus wir an diesem Tag zusammen mit dem Bistums-Noviziat nach Trier St. Matthias pilgern wollten. Auf dem knapp 20 km langen Weg wurden wir begleitet von P. Hubert Wachendorf OSB, dessen Impulse mindestens so geist-reich waren wie sein Humor und seine fürsorglichen Präventionsmaßnahmen gegen Herz- Kreislauf-Attacken und Übelkeiten aller Art. Nach ca. 7 wunderschönen Stunden des Unterwegs-Seins zogen wir planmäßig um kurz nach 16 Uhr durch das Hauptportal in St. Matthias, versammelten uns am Apostelgrab, schmetterten dort mit vereinten Kräften das Te Deum und empfingen den feierlichen Segen. Nachdem wir bei einem liebevollst bereiteten Imbiss wieder zu Kräften gekommen waren, mit den Benediktinern die Vesper gebetet und Eucharistie gefeiert hatten, machten wir uns am Abend totmüde, aber unendlich froh und dankbar auf den Heimweg.
Nach einer nur unbedeutend längeren Nacht ging es am Donnerstagmorgen munter weiter. Sr. M. Stephana hatte die vereinten Kräfte der OP-Jugend für Oberhausen erbeten, wo am Freitag mit Pauken und Trompeten die Einweihung des neuen Vincenzhauses gefeiert wurde. Den ganzen Donnerstag waren wir also damit beschäftigt, Blumensträußchen zu binden, Festgarnituren abzuwaschen, zu schmücken und alles für den nächsten Tag festlich herzurichten. Nebenbei gab es natürlich - wie wir das von Oberhausen inzwischen kennen - nette Begegnungen und Gespräche mit der entzückenden "Dorfjugend" und den Priestern der Pfarreien, den Bewohnern und Mitarbeitern des Vincenzhauses - pralles Leben eben.
Abgerundet wurde diese ereignisreiche Woche durch einen Besuch des Rickenbacher Kirchenchores, der an diesem Wochenende einen Ausflug nach Koblenz gemacht hat, und uns heute morgen hier auf dem Arenberg in der Hl. Messe u.a. mit der Missa brevis in G von W. A. Mozart beglückte.
So, das war nun also die "Kurz"-Berichterstattung der vergangenen Tage, deren Stoff sicherlich dazu ausreichen würde, sich einen ganzen Monat lang nicht zu langweilen. Während Sr. Kerstin-Marie und Sr. M. Johanna ab morgen an einer Noviziats-Werkwoche in Speyer teilnehmen werden, freue ich mich nun sehr auf einige Tage stinknormalen Alltag, bevor ich dann am kommenden Samstag wieder einmal ein paar Tage in die Ferien abtauchen darf.
Den tapferen Lesern, die bis zum Ende durchgehalten haben, wünsche ich nun eine gute gesegnete dritte Osterwoche und sende herzlichste Grüße vom schönen Arenberg ;-)
Sr. M. Ursula
P.S. Ach so, natürlich gibt es auch mal wieder ein paar nette Fotos zu sehen, und zwar hier:



6 Kommentare:

  1. Ich habe wieder mit Interesse Ihren Bericht von den Vergangenen Tagen gelesen. Die Bilder dazu warten auch ganzt nett. Es ist immer wieder schön so einen Einblick in das Leben der Ordensjugend zu bekommen.

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  2. Bei so spannenden Erzählungen und gelungenen Photos muss man einfach bis zu Ende lesen!, auch bei einem etwas längeren Text:)

    Das gibt mir die Gelegenheit, Ihnen zu dem phantastischen Blog zu gatrulieren. ich habe ihn nach einer kürzlich super-entspannenden Woche in Kloster Arenberg entdeckt und lese mit großer Freude sowohl die spannenden berichte aus dem Alltag als auch die geistlichen Impulse. Vielen Dank allen Autorinnen!

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  3. Auch ich freue mich immer wieder über Ihre Berichte, erinnern sie doch immer wieder an die schönen Tage im Kloster! Diese Woche hört sich ganz ungemein nach österlicher Festzeit an - ich freue mich mit Ihnen mit!

    Herzlichen Dank für das Teilhaben-Dürfen!

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  4. Da kann ich Ihnen nur recht geben, liebe Sr. Ursula: ein Leben in Gemeinschaft ist weit enfernt von "tote Hose" - immer wieder neu spannend, herausfordernd,abenteuerlich und vieles mehr (das merkt man ja auch bei den Berichten auf dieser Seite).
    Liebe Grüße von einer, die seit über 20 Jahen Erfahrungen diesbezüglich in einer evang. Ordensgemeinschaft machen darf.

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  5. Herzlichen Dank für den Buchtipp mit "Der Klang" von Schleske!

    Ich lese immer sehr gerne in diesem Blog!

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  6. Über die "kleine Wallfahrt" mit Bruder Hubert habe ich mich besonders gefreut, bin ich doch ein infizierter Trierpilger, habe zehn (und mehr) Wallfahrten als Begleit- und Verpflegungspersonal geschafft. Der Weg von Kordel bis Trier ist mit der schönste. Wir gehen insgesamt 220 km, ich immer nur Teilstücke. Pilgern ist schön, wie Exerzitien. Unter www.trierpilger.de gibt es Berichte und Infos. Habe die Seiten erst jetzt gefunden und lese sehr gerne. Gruß MZ

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