
Was kann ich schon ausrichten angesichts des unfassba-ren Elends in dieser Welt? Auf mich kommt es doch sowieso nicht an, ich bin doch eh nur ein unbedeutendes Rädchen im Getriebe… Ich glaube, jeden von uns haben schon irgendwann einmal solche Gedanken überfallen und gequält, und mir kamen sie in den Sinn, als ich heute Morgen das
Tagesevangelium betrachtete. Dort haben wir die Geschichte von der wundersamen Brotvermehrung gehört: Es ist Abend, der Ort ist öde, die Jünger sind erschöpft und sehen sich mittellos einer hungrigen Menschenmasse gegenüber. "Schick sie doch weg, dass sie in die umliegenden Dörfer gehen und sich etwas zu essen kaufen können" - WIE gut kann ich an dieser Stelle diesen Wunsch der Jünger nachvollziehen. 5 oder 10 Leute, die hätte man ja vielleicht noch ausgehalten und satt bekommen, aber 5000 Männer, und dazu noch die Frauen und Kinder? Diese Menschenmenge ist ihnen definitiv ein paar Nummern zu groß, und so ist es mehr als verständlich, dass sie dieser unangenehmen Situation entfliehen wollen. Wegschicken und Essen kaufen lassen, das wäre für einen rational denkenden Menschen auf jeden Fall der bequemere, vernünftigere Weg gewesen. Doch mit diesem Lösungsvorschlag waren sie bei ihrem Meister an der falschen Adresse. "Gebt
ihr ihnen zu essen!" - sagt der da einfach ganz dreist, und die Antwort der Jünger "wir haben nur fünf Brote und zwei Fische" hört sich irgendwie hilflos, beinahe komisch an. So als sollten drei Tröpfchen Wasser zum Löschen eines brennenden Hauses verwendet werden. Und wenn wir diese Stelle nicht schon zig Mal gehört hätten, würde man doch spätestens jetzt auf jeden Fall erwarten, dass Jesus ihnen sagt: "Gut, dann halt nicht, dann müssen wir sie doch wegschicken". Aber nein, diese lächerlichen fünf Brote und zwei Fische, sie sollen zu Ihm gebracht werden.
Genau an dieser Stelle setzt für mich der blinde, alltägliche Gehorsam Gott gegenüber an. Wie oft fühle auch ich mich unendlich arm angesichts der vielen Probleme, mit denen ich Tag für Tag konfrontiert bin. Wie oft würde auch ich gerne den Hunger notleidender Menschen um mich herum stillen, aber meine fünf Brote und zwei Fische kommen mir viel zu lächerlich vor, als dass ich es wagen würde, sie ihnen überhaupt anzubieten. Genauso wird es auch den Jüngern gegangen sein, und doch befiehlt Jesus: "Bringt sie her!" Heute wurde es mir noch einmal neu bewusst:
nichts ist zu wenig, und zwar in doppeltem Sinn: Es ist zu wenig, einfach nur verzagt nichts zu bringen, aber es ist auch nichts zu wenig, um es Jesus hinzuhalten, der allein uns das Brot geben kann, das allen Hunger zu stillen vermag. Ihm in diesem Bewusstsein jeden Tag das geben, was wir haben, und kommt es uns manchmal noch so unbedeutend vor, bewahrt uns einerseits vor lähmender Resignation und Mutlosigkeit, andererseits aber auch vor der Versuchung, das Heil selbst machen zu wollen. Und ich glaube, genau dieses unerschütterliche Vertrauen in das Große, das Er durch uns in dieser Welt wirken kann und will ist es, was uns hilft, in schwierigen Situationen tapfer standzuhalten statt einfach davon zu laufen.
Sr. M. Ursula
Danke!
AntwortenLöschenJemandem seine Schwäche anvertrauen zu dürfen, dass man im Davonlaufen aus jeglicher Situation ganz große Spitze ist, kann schon Beginn der Heilung sein. Danke!
AntwortenLöschenMan kann es ganz pragmatisch sehen: Einem einzigen Menschen helfen hat unmittelbar zur Folge, daß es einem besser geht. (Mittelbar vielleicht mehr - da ein gesunder und satter Mensch eher imstande ist, seinerseits anderen zu helfen, als ein kranker und hungriger.) Keinem Menschen helfen hat zur Folge, daß es keinem besser geht.
AntwortenLöschenUnd dann: Wenn ich zeige, daß ich einfach mal loslege mit etwas, was wie eine hilflose Geste wirkt und doch vielleicht eine Familie satt macht, mag es sein, daß andere mitmachen. "Die geben von ihrem Bißchen ab, da mag ich den mitgebrachten Proviant nicht alleine essen."
Für mich besteht das Wunder der Brotvermehrung darin, daß Hoffnungslosigkeit und Egoismus überwunden werden. Ich glaube nicht, daß da aus nichts Materie geschaffen wurde - sondern daß Menschen zum Vertrauen und Teilen gebracht wurden.