Samstag, 9. Januar 2010

(K)ein Abschied

Also wenn ich eines im Leben ganz ganz schrecklich finde, dann sind das Abschiede, und ich gebe zu, dass ich in dieser Hinsicht auch ziemlich verpienzt bin. Mir kommen manchmal sogar schon die Tränen, wenn ich nur am Bahnhof stehe und sehe, wie sich dort andere voneinander verab-schieden. In der letzten Woche wurde mir aber bewusst, dass es etwas gibt, was noch viel viel schlimmer ist als ein Abschied – nämlich, wenn man keine Gelegenheit hat, sich von einem lieben Menschen richtig zu verabschieden. So einen Abschied, der eigentlich gar kein Abschied war, haben wir Schwestern im Mutterhaus in diesen Tagen zu verkraften. Am Dienstag lag unsere Schwester M. Daniela, die am Montagabend noch topfit in unserer Mitte war, tot in ihrer Zelle. Ihr plötzlicher Tod macht mich und uns einfach fassungslos und wir alle können es noch gar nicht so richtig begreifen, dass sie nicht mehr unter uns ist.
Ich durfte Sr. M. Daniela als einen wunderbaren, ausgeglichenen, bescheidenen und äußerst humorvollen Menschen erleben; sie hatte das Herz auf dem rechten Fleck und immer wenn man ihr begegnete ein Lächeln auf den Lippen. Ganz nebenbei war sie eine äußerst versierte und routinierte Autofahrerin, und ich denke noch mit Freude an unsere gemeinsamen Fahrten in die Exerzitien nach Rickenbach zurück.
„Herr, auf Dich vertraue ich, in Deine Hände lege ich mein Leben“ – so sangen wir am Montagabend - wie an jedem anderen Abend - in der Komplet, unserem letzten gemeinsamen Gebet. Die tiefe Gewissheit, dass Sr. M. Danielas segensreiches Leben nun endgültig geborgen ist in Seinen liebenden Händen, ist uns Kraft und Zuversicht, wenn wir heute nachmittag auf dem Friedhof endgültig von ihr Abschied nehmen müssen.
Sr. M. Ursula

1 Kommentar:

  1. Liebe Sr. M. Ursula,
    auch wenn Ihr Beitrag einen traurigen Hintergrund hat, so danke ich Ihnen sehr für diesen anrührenden Beitrag.
    Ich musste diese Situation schon mehrmals erleben, dass ein lieber Mensch aus der Familie plötzlich über Nacht zum himmlischen Vater heimgegangen ist. Für den lieben Menschen ist es ein schönes Heimgehen, dass er sich ohne Krankheit, Angst und Schmerzen plötzlich aus dem irdischen Leben verabschieden kann. Für die Angehörigen ist es natürlich ein schwerer Schlag.
    Von ganzem Herzen wünsche ich Ihnen und allen Ihren Mitschwestern, dass Ihnen die liebende und tröstende Nähe unseres allmächtigen Herrn beim endgültigen Abschiednehmen von Schw. M. Daniela nahe sein möge.

    AntwortenLöschen